Warum ich mir [inzwischen] „meine DDR“ zurückwünsche (22.06.2022)

Deutsche Demokratische Republik (DDR), bis 1989

Wer in der DDR eine Zeitung zur Hand nahm, wußte gleich, wessen Meinung darin verbreitet wurde. Unmittelbar unter dem Titel der Publikation stand selbstbewußt zu lesen, wer hinter der Zeitung stand: Zentralorgan oder Bezirkszeitung der SED (Kommunisten), Blatt der CDU, der Demokratischen Bauernpartei Deutschlands (DBD), der Liberal-Demokratischen Partei Deutschlands (LDPD), der National-Demokratischen Partei Deutschlands (NDPD) oder Demokratischer Frauenbund Deutschlands (DFD), Freier Deutscher Gewerkschaftsbund (FDGB), Freie Deutsche Jugend (FDJ), Kulturbund der DDR usw. Da gab es kein Verstecken. Auch die kirchlichen Publikationen hielten es so.

Das Fernsehen der DDR hatte – allseits bekannt – den Auftrag, die Bürger des Landes rechts der Elbe im Sinne des Sozialismus zu erziehen, also gemäß der Vorgaben der SED (Kommunisten). Das wurde keinesfalls verschwiegen. Im Gegenteil wurde das so auf Parteitagen und anderen Veranstaltungen aller Partei offen verkündet. Und auch das Fernsehen selbst wies immer wieder darauf hin. In Folge dessen ergänzten viele DDR-Bürger ihre Informationen durch das Westfernsehen oder andere Quellen in der Hoffnung, so das ganze Bild zu bekommen.

Wer Wert auf weniger „gewichtete“, weniger „eingeordnete“ (historische) Fakten legte, fand Hilfe oft in wissenschaftlichen Büchern; wenn nicht im Handel zu kaufen, dann in Bibliotheken auszuleihen. Dort aber das Richtige, das Treffende zu finden bedeutete, etwas mehr Ausdauer, Geduld und Hartnäckigkeit aufzuwenden. Oder man fand passende Gesprächspartner beim Kulturbund. Vor allem oppositionelle Leute zog es hin zu den Jungen Gemeinden der Kirchen, zur Berliner Umweltbibliothek oder ähnlichen Gemeinschaften. Ob man dort die Wahrheit finden konnte – oder nur die Propaganda der anderen Seite – will ich hier nicht erörtern.

Bundesrepublik Deutschland (BRD), heute

Wenn man im Impressum die Information findet, welchem Konzern die Zeitung gehört (verantwortlich für das Erscheinen), weiß man noch nicht, in wessen Auftrag das Blatt erscheint und seinen Inhalt verbreitet.

So ist die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) sehr zurückhaltend und sehr zögerlich damit, darüber Auskunft zu geben, an welchen Verlagen sie beteiligt ist und mithin Einfluß nimmt; zusammengeschlossen in der Deutschen Druck- und Verlagsgesellschaft (DDVG). „Die SPD hält zur Zeit Anteile an 27 Unternehmen mit einem Buchwert von 107 Millionen Mark.“ (Deutschlandfunk: Das Unternehmensimperium der SPD, 2. Febr. 2021).

2014 erläuterte die ZDF-Sendung „Die Anstalt“ die Verstrickungen deutscher Medien, was viel Geschrei und Empörung anschließend auslöste [hier]. Nicht, weil die Fakten falsch waren, sondern weil sie offenbart wurden.

Die „NATO-Versteher“ (so in der Sendung bezeichnet) Münchner Sicherheitskonferenz (MSC), The German Marshall Fund of the United States, Bundesakademie für Sicherheitspolitik, Atlantik-Brücke, The Aspen Institute u. a. haben „U-Boote“ in etlichen Verlagen/ Zeitungen: Süddeutsche Zeitung, Die Zeit, Frankfurter Allgemeine, stets bis ganz nach oben. Journalisten sollen die Bundesregierung und die Lobby-Organisationen der NATO kritisch beobachten, tatsächlich arbeiten aber viele von denen für beide. Die BILD verlangt zudem von all ihren Journalisten, das transatlantische Bündnis zu unterstützen (statt es zu kritisieren). Jochen Bittner (Die Zeit) schrieb dem damaligen Bundespräsidenten Gauck eine Rede für die Münchner Sicherheitskonferenz (Mehr Einsätze der Bundeswehr im Ausland!), die er anschließend in seinem Blatt lobte, ohne seine Autorschaft zu bekennen. In Deutschland nicht verboten! Die meisten deutschen Zeitungen sind, so lt. „Der Anstalt“, Lokalausgaben der NATO-Pressestelle.

Bundeskanzler Konrad Adenauer wollte 1961 das Zweite Deutsche Fernsehen (ZDF) als eine Art staatsgelenktes Fernsehen, eine Alternative zu den ARD-Programmen, einführen. Das klappte damals nicht. Inzwischen dürfte dem aufmerksamen, kritischen Zuschauer aufgefallen sein, daß alle „öffentlich-rechtlichen“ Kanäle zu Staatssendern mutiert sind; statt Fernsehen der DDR nun Fernsehen der BRD. Die „Aktuelle Kamera“ heißt jetzt „Tagesschau“ und „heute“.

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